In der Luxuswelt haben die Schnittstellen zur zeitgenössischen Kunst unerwartete kulturelle Schätze geschaffen. Wie Laurent Moïsi in Whitewall feststellt, erinnern uns diese Allianzen daran, dass Handel etwas Poetisches, Provokatives und vor allem Dauerhaftes anstreben kann. Hier sind zehn bedeutende Kollaborationen, erzählt mit Anekdoten und Leichtigkeit.
Louis Vuitton × Takashi Murakami (2003)
Marc Jacobs holte Takashi Murakami, um das klassische Louis Vuitton Monogramm aufzupeppen. 2003 überschwemmte Murakami Taschen und Accessoires mit Pop-Motiven: säuerliche Kirschblüten und lächelnde Männchen. So "dekonstruierte" er das strenge Erbe des Hauses, während er zum Weltstar wurde. Diese Kollektion – ein Feuerwerk der Farben – war ein großer kommerzieller Erfolg und verwandelte das LV-Monogramm in eine visuelle Ikone (und großen "Pop-up").
Louis Vuitton × Stephen Sprouse (2001)
Anfang der 2000er Jahre wollte Marc Jacobs den Status quo erschüttern. Er bat seinen Freund, den Künstler und Graffiti-Sprayer Stephen Sprouse, das LV-Logo zu "hacken". Das Ergebnis: ein handbemaltes Monogramm, leuchtend neonfarben, das jede Tasche in ein urbanes Kunstwerk verwandelte. Jacobs beschrieb diese Modelle als "anti-snobistischer Snobismus" – ein Slogan, der viel über den nonkonformen Augenzwinkern hinter dieser Street-Chic-Ikone aussagte.
Dior × Raymond Pettibon (2019)
Kim Jones, der bei Dior Homme das Sagen hat, lud den Amerikaner Raymond Pettibon – eine kalifornische Punk-Legende – ein, seine Herbstkollektion 2019 zu illustrieren. Pettibon entwarf Tierzeichnungen (darstellend Raubkatzen, Wölfe und Flügel), die auf Jacken, Sweatshirts und T-Shirts zu finden sind. Diese Punk-/zeitgenössische Kollision brachte Dior eine rohe und ikonische Energie: brüllende Tiger, die über einen Anzug fliegen, schwarze Zeichnungen auf Weiß, die "rock'n'roll" schreien und dabei dennoch Couture bleiben.
Gucci × GucciGhost (2016)
2016 brach Alessandro Michele die Gucci-Codes, indem er Trevor "Trouble" Andrew – alias der Street-Art-Künstler GucciGhost – einlud, Logo und Accessoires mit spielerischem Graffiti zu überziehen. Der ehemalige Snowboarder, der durch seinen luxuriösen Halloween viral ging, malte das doppelte G in Form von Rave-Graffiti. Die GucciGhost-Stücke, unisex und unkonventionell, vereinten "die beiden Kulturen von Gucci, Vergangenheit und Gegenwart". Die Verbindung von Logomanie und Underground-Tagging brachte sogar den Ausdruck "Life is Gucci" hervor – ein Street-Mantra, das viel über die "spaßige Erfahrung" dieser Zusammenarbeit aussagt.
Louis Vuitton × Yayoi Kusama (2012)
Die halluzinierte Welt von Yayoi Kusama eroberte 2012 Louis Vuitton. Die japanische Künstlerin bedeckte Taschen, Kleider und Trenchcoats mit ihren unendlichen schwarzen und weißen Punkten sowie mit ihrem aktuellen Star-Motiv, dem leuchtend orangefarbenen Kürbis. Marc Jacobs, begeistert von Kusamas "endloser Energie", machte diese Zusammenarbeit zu einer der emblematischsten seit Sprouse. Bei LV kommt man an den Punkten nicht vorbei: Diese surrealen Modelle erzeugten einen echten visuellen "Schwindel", der beweist, dass man ein Kunstwerk im Alltag tragen kann.
Fendi × Sarah Coleman (2021)
Die junge New Yorker Künstlerin Sarah Coleman hat dem FF-Logo von Fendi einen psychedelischen Twist verliehen. Für die Frühjahr-Sommer-Kollektion 2021 remixte sie das ikonische Muster zu einem kaleidoskopischen Geflecht im Stil eines zeitgenössischen Buntglases. Das entstandene FF Vertigo-Motiv erinnert an einen hypnotischen Wirbel, zwischen Pop Art und optischer Täuschung. Diese Zusammenarbeit "modernisiert" das Fendi-Erbe und verleiht ihm einen fast halluzinogenen Look.
Louis Vuitton × Jeff Koons (2017)
Jeff Koons, der König des hochwertigen Kitsch, hat klassische Malerei in die Vuitton-Lederwarenwelt gebracht. 2017 brachte er Meisterwerke (Van Gogh, Leonardo da Vinci, Fragonard, Rubens, Tizian…) auf ikonische Taschen wie die Speedy und die Neverfull auf. Die legendären Gemälde erscheinen im Großformat auf Monogram-Leinwand (man erkennt die Mona Lisa als Umhängetasche!), signiert mit "Koons" in goldenen Buchstaben. Der Künstler wollte "die Hierarchie zwischen Kunst und Luxus aufheben", indem er das Werk zugänglich machte… in Form einer Lady Bag. Garantierter Effekt: Man trägt ein Museum auf der Schulter.
Dior × KAWS (2019)
Dior tauchte auch in die Pop Art ein, indem es den New Yorker Graffiti-Künstler Brian „KAWS“ Donnelly einlud. 2019 brachte Kim Jones die Capsule Dior und KAWS heraus, die fröhlich und farbenfroh wirkt. Das „Dior“-Logo wurde dort mit einer zeitgenössischen, geschwungenen Linie neu gezeichnet, was die „fröhliche Pop-Energie“ des Künstlers widerspiegelt. Zu den Highlights gehören Dior-Sneaker mit dem Companion-Motiv von KAWS (einer seiner Cartoon-Figuren) und sogar riesige Statuen auf dem Laufsteg. Diese Zusammenarbeit vermischte buchstäblich die eleganten Codes der 30 Montaigne mit dem Street-Art-Stil von KAWS.
Louis Vuitton × Richard Prince (2008)
Ein weiterer Höhepunkt bei Vuitton: 2008 hatte Marc Jacobs die bemalten Cover der Pulp-Fiction-Romane von Richard Prince auf Koffer und Taschen aufgebracht. Die Vuitton-Taschen zeigten also von Prince gestaltete amerikanische Comic-Cover – eine ironische Verbindung zwischen Underground-Popkultur und monogrammiertem Luxus. So fand sich die trashige Ästhetik der Pulps im Stil einer Kunstgalerie auf den Louis Vuitton-Taschen wieder: ein echter visueller Pop-Schock, der das Ende der 2000er Jahre prägte.
Dior × Hajime Sorayama (2019)
Zum Schluss endet man mit einem futuristischen Japan-Frankreich-Dialog. Für seine Herbst-Winter-2019-Pre-Collection (Tokio-Show) holte Kim Jones den japanischen Künstler Hajime Sorayama ins Boot, berühmt für seine hyperrealistischen Skulpturen weiblicher Roboter. Begeistert von der Sorayama-Ausstellung über seine „Fembots“ besuchte Jones ihn direkt in seinem Atelier, um ihn zur Zusammenarbeit zu bewegen. Gemeinsam schufen sie eine Garderobe aus Androiden und halb-menschlich, halb-metallischen Objekten: Die Silhouette eines 12 Meter hohen Roboters wurde sogar auf dem Laufsteg präsentiert, und eine Dior „Fembot“-Tasche wurde Kult. Wie der Künstler erklärt: „Ich beschreibe diese Zusammenarbeit als zwei Originale, die zusammen Spaß haben.“
Die Vision von Les Folies d’Eugénie
Für Les Folies d’Eugénie – ein renommiertes Luxus-Secondhand-Geschäft – haben diese hybriden Kreationen eine ganz besondere Resonanz. Das Unternehmen erinnert daran, dass „aus unserer Sicht jedes Stück eine Geschichte erzählt und in einen nachhaltigen und bewussten Ansatz eingebettet ist“. Anders gesagt, diese Collage-Taschen zu tragen bedeutet, ein Stück Popkultur mit sich zu tragen. Im Secondhand-Bereich verkörpern sie den „nachhaltigen Luxus“: tragbare Meisterwerke, reich an Geschichte und Handwerkskunst. Les Folies d’Eugénie sehen in diesen Kooperationen die perfekte Verbindung zwischen künstlerischem Erbe und Modekreativität, bei der jede Tasche zu einer Art (sehr spaßigen) Sammlungswürdigen Arbeit wird.
Quellen: Fachartikel über Mode und zeitgenössische Kunst. Diese Referenzen beschreiben jede Zusammenarbeit im Detail und veranschaulichen den kreativen Geist.